Medicinicum Lech 2018: Vier Tage voll fesselnder Vorträge und wertvoller Erkenntnisse zum fundamentalen Spannungsfeld von: Genuss – Sucht – Gesundheit
Presseinformation - 9. Juli 2018
Die fachübergreifende, praxistaugliche sowie beziehungsreiche Behandlung brisanter Themen zu Gesundheit, Wohlbefinden & Lebensqualität verschafft dem Medicinicum Lech einen einzigartigen Charakter und exzellenten Ruf. Auch heuer wieder erntete das abwechslungsreiche Programm viel Zuspruch. Zu verdanken ist dies den renommierten Referenten ebenso wie profilierten Podiumsdiskussionen, einem fabelhaften Rahmenprogramm und nicht zuletzt der spannenden Materie. „Genuss – Sucht – Gesundheit. Über die vielfältige Kunst, richtig und gesund zu genießen“ lautete das Leitthema, das unter unterschiedlichsten Gesichtspunkten aufgegriffen und ausgeleuchtet wurde.
Ausgeweitet wurde der Vortragsreigen des Medicinicum Lech heuer dank einer neuen Kooperation mit dem internationalen Studienprogramm „European Health Economics & Management“ (Eu-HEM). So gaben bereits am Donnerstagvormittag drei ausgewiesene Experten ihre spannenden Ausführungen zur internationalen Gesundheitspolitik und effizienten Förderung der Gesundheitsvorsorge zum Besten.
Nach der offiziellen Eröffnung am Nachmittag des 5. Juli fanden dann auch die Referate des Philosophen und Bestsellerautors Prof. Dr. Wilhelm Schmid sowie des renommierten Psychiaters, Neurologen und Psychotherapeuten Prof. Dr. Reinhard Haller großen Anklang und führten die Teilnehmer in das diesjährige Thema ein. Unter dem Titel „Genuss – Sucht – Gesundheit. Über die vielfältige Kunst, richtig und gesund zu genießen“ sollte das weitreichende Spannungsfeld zwischen gesundheitsförderndem Genuss und krankmachender Sucht erschlossen werden.
Einen ersten Überblick dazu lieferte der Impulsvortrag des wissenschaftlichen Leiters des Medicinicum Lech Prof. Dr. Markus M. Metka. Dabei verwies er auf die zwei sich stets wie ein roter Faden durch das Public-Health-Symposium ziehenden Aspekte: Anti-Aging sowie Ernährung als Schlüssel zur Aufrechterhaltung und Förderung der Gesundheit. In Bezugnahme auf das heurige Thema betonte er: „Richtig zu genießen, heißt zugleich gesund zu genießen. Es fördert nicht nur das Wohlgefühl, sondern auch die Gesundheit.“ Wie sich gesunder Genuss pflegen und jedwede Sucht vermeiden oder auch therapieren lässt, wurde an den drei darauffolgenden Tagen in bewährter Manier fachübergreifen erörtert und diskutiert.
„Ich genieße, also bin ich“ – über den gesunden Genuss
Freitag, der 6. Juli stand dann ganz im Zeichen des Genusses als förderlicher Aspekt einer gesunden Lebensweise. Zunächst referierte DDr. Johannes Huber, der zweite Leiter des Medicinicum Lech, über „Genuss und Gehirn“. Dabei erklärte der Mediziner das faszinierende hormonelle Zusammenspiel beim menschlichen Lust- und Glücksempfinden, erläuterte den evolutionsbiologischen Hintergrund und ging auch auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse ein. So bewiesen Studien zur Epigenetik, dass das Genusserleben sich nicht nur in unser neuronales Gedächtnis, sondern auch in die Gene einschreibt und somit wahrscheinlich weitervererbt wird. Bei seinem fesselnden Vortrag lüftete er unter anderem das Geheimnis, warum sich Menschen küssen, und verdeutlichte, wie unglaublich nuanciert und nachwirkend Geruchseindrücke sind oder auch neurobiologische Ursachen der Paarbildung.
Im zweiten Vortrag des Tages sprach Dr. Martin Poltrum von der Fakultät für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud Privatuniversität über „Musen und Sirenen – Das Schöne als Therapeutikum der Sucht“. Dabei erläuterte er zunächst angelehnt an den antiken Mythos das „Orpheus-Prinzip“, gemäß dem der Suchtkranke seine emotionalen und kreativen Potenziale entdecken soll, um den Verlockungen der Suchtmittel ein attraktives, spannendes Leben entgegenzusetzen. Im Anschluss stellte er entsprechende therapeutische Angebote am Anton Proksch Institut – einer der führenden Suchtkliniken Europas – vor und illustrierte schließlich in Bezug auf die von ihm initiierte Cinematherapie, wie themenspezifische Filme bei Suchtpatienten Emotionen befreien und wieder Lebenshoffnung induzieren können.
„Der Genuss des Verzichts“ stand anschließend im Fokus des Vortrags von Prof. Dr. Markus M. Metka, wobei er auch von eigenen Erfahrungen wie bei seiner „Reise ins Morgenland“ nach dem Studium auf dem Landweg nach Indien berichtete. „Ich kann auf das Fasten ebenso wenig verzichten wie auf meine Augen. Was die Augen für die äußere Welt sind, ist das Fasten für die innere“, zitierte er u. a. Mahatma Gandhi. Der Oberarzt an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien und Präsident der Österreichischen Anti-Aging-Gesellschaft erläuterte detailliert, wie nützlich Fasten zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit ist. So wird etwa nach ca. 15 Stunden des Nahrungsverzichts der Prozess der Autophagie, also der Selbstreinigung der Zellen angekurbelt. Dass zwei bis vier Tassen schwarzer Kaffee am Tag eventuell gegen Demenz, ganz sicher aber gegen Diabetes helfen und Kaffee auch die Leber schützt, gehörte zu seinen vielen nützlichen Hinweisen.
Am Freitagnachmittag ging es dann von der Theorie in die Praxis. Unter dem Titel „Die Schule des Genusses – Wie Lebensmittel unseren Geschmack schulen“ setzte sich die Ernährungsberaterin und Bestsellerautorin Ulli Zika mit der Entstehung des Geschmacks und dessen frühkindlicher Förderung auseinander, ging auf die einzelnen Geschmäcker, insbesondere von zu empfehlenden Kräutern und Gewürzen, ein und erläuterte schließlich, wie man den Geschmackssinn schulen kann und welche Genussregeln man einhalten sollte. Unterstützt wurde sie dabei von Markus M. Metka, der seine ernährungsmedizinische Expertise beitrug, und von der Vergleichenden Literaturwissenschaftlerin Jasmin Parapatits, die sich in Sachen aphrodisische Küche und Kulinarik ferner Länder einbrachte. Begleitet wurde die Präsentation von Verkostungen und gekrönt vom Auftritt des Käse-Caspar, sprich von Caspar Greber, der als Senner und Käse-Sommelier eine so vergnügliche wie erhellende Einführung in die Geschichte, Herstellung, Qualitäts- und Geschmackskriterien sowie Vorzüge des Käses bot, ebenfalls mit Verköstigung.
Sucht und ihre vielen Gesichter – vom Alkohol über Zucker bis zum Handy
Am Samstag, den 7. Juli wurden dann die zahlreichen Arten und Aspekte von Sucht sowie diverse Therapieansätze ins Zentrum gerückt. Einleitend stellte sich Reinhard Haller als angesehener Fachmann auf diesem Gebiet der Frage „Lust, Frust oder Suche – Was ist Sucht eigentlich?“ und verlieh seinem zweiten Vortrag beim heurigen Medicinicum Lech einen aufklärerischen Charakter im besten Sinne des Wortes. So plädierte er u. a. dafür, bei Suchterkrankten von einer moralisierenden Sicht abzusehen, besitzt diese psychologisch gesehen doch keinerlei Evidenz. Sucht sei eine Krankheit des „Nichtgenugkriegens“ und „Nichtaufhörenkönnens“, für die es bei jedem Patienten keine Einzelerklärung, sondern derer viele gibt. „Sucht ist viel mehr als reine Biologie und viel mehr als reine Psychologie“, so Haller. Oft ist Sucht die Folge anderer psychischer Erkrankungen, Versuch einer „Selbstheilung“, doch die therapeutische Erfolgsrate ist entgegen verbreiteter Meinung relativ hoch.
Anschließend widmete sich Martin Poltrum dem Thema „Rausch, Ekstase und Sucht im Spielfilm“. Ebenfalls sein zweiter Vortrag im Rahmen des diesjährigen Medicinicum Lech, gestaltete sich dieser anschaulich durch etliche Ausschnitte aus diesbezüglichen Filmen. Die Trailer führten von der Frühgeschichte der Thematisierung von Alkohol- und Drogenkonsum im Stummfilm über die Darstellung von Heroinsucht in Klassikern wie „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ und „Trainspotting“ bis hin zu „Vampiren im Blutrausch“. Bemerkenswerte Einblicke in einstige medizinische Behandlungsmethoden eröffneten sich dabei ebenso wie die Gelegenheit zur Gesellschaftskritik: Als zur Zeit der Prohibition in den USA Alkohol von der offiziellen Bildfläche verschwand, tauchte er zur Freude des Publikums oft in Gangsterfilmen auf. Cinetherapeutische Aspekte rundeten den Poltrums Vortrag ab.
Zum Abschluss des Vormittags referierte der Journalist Martin Tauss über die „Befreiung von der Gier – Buddhismus und Heilkunst“. Dafür nahm er die Zuhörer mit auf eine Zeitreise ins alte Indien und erläuterte zentrale Begriffe sowie Werte der fernöstlichen Religion anhand der Lebensgeschichte von Buddha. Anfangs auf den britischen Historiker Arnold Toynbee verweisend, der die Begegnung von westlicher Kultur und Buddhismus als das große Ereignis des 20. Jh. bezeichnet hatte, ging er auch auf das Problematische von Modeerscheinungen ein, wie Meditation als kommerzialisierter Lifestyle und „Achtsamkeitsunternehmer“. Andererseits sei nicht zu unterschätzen, dass die 68er – in diesem Fall die Hippies, die sich nach Indien aufmachten – auch eine spirituelle und wissenschaftliche Revolution anstießen, die heute noch wirkt. Tauss betonte, dass die buddhistische Lehre den Genuss eigentlich hochhält. Der entscheidende Punkt sei, dass man aus dem Hamsterrad befreit wird, wenn man anhand meditativer Praxis einmal erlebt hat, wie klein der Genuss des Habens ist und wie unvergleichlich größer jener des Loslassens. „Der Buddhismus ist die radikalste Anti-Sucht-Therapie“, so Tauss.
Wie abwechslungsreich die Vortragsreihe des Medicinicum Lech stets gestaltet wird, zeigte auch der Freitagnachmittag. So beschäftigte sich der erste Referent Christian Montag, Leiter der Abteilung für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm, mit einer hochaktuellen und höchst brisanten Frage: „Internet, Smartphone & Co: Gibt es ein Zuviel?“. International geschätzt für seine diesbezüglichen Forschungen, betonte er, kein Technologiekritiker zu sein, doch an unserer digitalen Kommunikation eine dunkle Seite wahrzunehmen. So haben sich etwa die „Smartphone-Reflexe“, wie das Zücken der Geräte bei Konzerten, vielfach in den Alltag eingeschlichen, was diesen fragmentiert und auch bei der Arbeit den Flow zerstört. Dies führt zu geringerer Leistung, kognitiven Defiziten und Verlust von Kreativität. Montags Erkenntnisse beruhen auf fundierten Daten dank einer vom eigenen Unternehmen entwickelten App, welche das Benutzerverhalten erhebt, sowie auf zahlreichen Studien. Erkenntnisse sind ein Überlappen von Internetsucht mit ADHS und Depression oder auch das Einhergehen von negativer Emotionalität und starker Nutzung von Social Media. „Das Löschen der Facebook-Funktion erhöht schon nach einer Woche die Lebenszufriedenheit“, wie er betont und u. a. digitalfreie Zonen, etwa durch das Tragen einer Armbanduhr zwecks Vermeiden des Blicks auf das Smartphone und den Verzicht auf dasselbe im Schlafzimmer empfiehlt.
Es folgte der Vortrag von Dr. Tanja Bagar, der Direktorin des wissenschaftlichen Rates des Internationalen Instituts für Cannabinoide (ICANNA) in Ljubljana unter dem Titel „Cannabis im Spannungsfeld zwischen Genuss und Sucht“. Einleitend auf die immer noch kursierenden Mythen verweisend, führte die in Mikro-, Zell- und Molekularbiologie sowie Biochemie geschulte Expertin die zentrale Bedeutung des endocannabinoiden Systems vor Augen. Als Teil des menschlichen Nervensystems schaltet es sich ein, wenn etwas in den Zellen aus dem Gleichgewicht gerät und aktiviert infolge z. B. das Immunsystem. Dieses körpereigene System erklärt auch das leichte Andocken von cannabinoiden Molekülen, wobei die Wirkung beim Einzelnen unterschiedlich sein kann – beim einen aktivierend, beim anderen einschläfernd. Das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) der Pflanzen berge kein Suchtpotenzial bei gelegentlichem Konsum, durchaus aber bei häufigerem Konsum und hoher Konzentration, die durch neue Züchtungen zunehmend auftritt. Ehemals als Einstiegsdroge mystifiziert, sieht Bagar durch die harmonisierende Wirkung aufs neuronale Belohnungssystem, auch bezüglich der Hormone Dopamin und Serotonin, die Möglichkeit, Cannabis zukünftig als Exit-Droge einzusetzen.
Auf legale „Drogen“, die hinsichtlich ihrer gesundheitsschädlichen Auswirkungen und geradezu epidemischen globalen Verbreitung, was übermäßigen Konsum anbelangt, immer noch unterschätzt werden, kam schließlich Markus M. Metka zu sprechen. Im Vortrag „Zucker, Salz und Fette – die gefährlichsten Suchtmittel unserer Zeit“ warf er einen umfassenden kritischen Blick auf die vorherrschende Ernährungskultur, verantwortet vor allem von der Lebensmittelindustrie. Anders als lange propagiert, führe weniger das Fett in der Nahrung als der Zucker zur grassierenden Adipositas mit all ihren Folgen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders schädlich sei der Fructose-Sirup, von dem in den USA jährlich pro Kopf 25 Liter und in Europa bisher nur ein halber Liter konsumiert wird, was sich durch Handelsabkommen rasch ändern könnte, wie Metka unterstrich. In den USA bekommen bereits Kinder Diabetes Typ 2. So führt übermäßiger Zuckerkonsum zur sogenannten nicht-alkoholischen Fettleber und wirkt, als gösse man Öl ins Feuer, was versteckte chronische Entzündungen (Silent Inflammation) betrifft. Neben seinen weiteren Analysen zur ungesunden Ernährung, etwa des viel zu hohen Salzgehalts in Fertigprodukten oder auch der schädlichen Transfette, die sogar die Zellen schädigen, verwies Metka auch auf Alternativen und vorbildliche Ernährungskultur, wie die traditionelle mediterrane und originale asiatische Küche. „Wir versuchen beim Medicinicum Lech stets Gesundheit mit Genuss zu verbinden. Das ist unser erstes und wichtigstes Motto“, so der wissenschaftliche Leiter.
Gemäß diesem Grundsatz kam es bei der abschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Die Suche und die Sucht nach mehr – entfesselte Ökonomie – ökologisches Desaster!?“ nicht nur zu einer kritischen Bestandsaufnahme, sondern wurden auch die Vorzüge einer kleinstrukturierten, auf Nachhaltigkeit bedachten Landwirtschaft, einer auf Regionalität und Diversität setzenden Küche sowie eines verantwortungsvollen Lebensmittelhandels hervorgehoben. Unter Leitung von Markus M. Metka debattierten die Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen“ Andrea Schwarzmann, der Vorstandvorsitzende von SPAR Österreich Dr. Gerhard Drexel, der Allgemein-, Frauen- und Chronomediziner Dr. Alfred Lohninger, der „Koch des Jahrzehnts“ laut Gault&Millau Heinz Reitbauer vom Restaurant Steirereck sowie die Kulturwissenschaftlerin Jasmin Parapatits und der Philosoph Wilhelm Schmid. Letzterer beschwor die Macht des Konsumenten und den Nutzen der Vernetzung auch im kleineren Kreis sowie das Prinzip Hoffnung und des Willens zur Veränderung, auch wenn man angesichts der Entwicklungen verzweifeln könnte. In der von profilierten Statements geprägten Podiumsdiskussion klang somit bereits das Thema des Medicinicum Lech 2019 an.
Die Philosophie von Genuss und Sucht – vom Vertrauen ins Bauchgefühl
Das Medicinicum Lech 2018 wurde am Sonntag mit einer Philosophiegeschichte des Bauches, einer Stippvisite in Tibet und einer profunden Analyse der zunehmend dominanten Kultur der Empfindlichkeit und des Vermeidens abgerundet. Gegen Letzteres zog der als Querdenker bekannte Philosoph und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Robert Pfaller ins Felde und dabei subtile Argumente heran. So beantwortete er die Frage in seinem Vortragstitel „Genießen wir nur, was uns schadet?“ mit Verweis auf den vorherrschenden Kulturkampf zwischen einer eher katholisch geprägten Tradition und jener im angelsächsischen Raum. Während sich erstere noch der antiken Götterwelt erinnere – die sich sehr menschlich im Sinne diverser Schwächen und eines unsteten Lebenswandels zeigte – habe man in zweiter die Sicht, dass etwas Göttliches nur etwas sein kann, was vernünftiger ist als man selbst. Aus dieser resultiere wiederum eine Welt der negativen Kulte und des Vermeidens – im Gegensatz zu jener der positiven Kulte und des Zelebrierens des Lebens. Als Beispiel verwies er auf einen Kollegen aus den USA, der den „veganen Imperativ“ verkündete, woraufhin typischerweise ein französischer Philosoph mit der Verteidigung des Fleischessers antwortete. Der eigentliche, geheime Titel seines Vortrages sei: „Unter welchen historischen Umständen wird die Sucht zur bösen Schwester des Genusses“, meinte Pfaller und decouvrierte aktuelle Tendenzen in der Gesellschaft zu Genusspraktiken, bei denen der Genuss letztlich stets bestraft wird. Im Gegensatz dazu plädierte er für einen erwachsenen Zugang zum Genuss.
Auf eine „Exkursion nach Tibet: Genuss in Fernost“ führte im Anschluss Dr. Herbert Schwabl, Geschäftsführer der Schweizer PADMA AG. Dabei entwarf er ein eindrückliches Panorama von der Alltagskultur und der damit verbundenen Heilkunde der Tibeter, wobei sich letztere aus einer Ökumene von chinesischer, indischer und auch persischer Medizin entwickelte. An der Seidenstraße gelegen, kreuzten sich hier die Kulturen und formte sich unter Einfluss naturreligiöser Vorstellungen der tibetische Buddhismus. Während in westlichen Kulturen der Geschmack ein rein sensorischer sei, so Schwabl, kommt in Tibet das 5-Elemente-Prinzip zum Tragen. Der auf jahrhundertealter Erfahrung beruhende medizinische Einsatz von Kräutern & Gewürzen weiß von deren komplexem Zusammenspiel.
Den Vortragsreigen abschließend referierte der für seinen Brückenschlag zwischen Gastrosophie und Philosophie geschätzte Dr. Christian Denker über den „Genuss der Liebe als Rezept für Glück“. In seinem unterhaltsamen Abriss über die Philosophie der letzten zweieinhalb Tausend Jahre zeichnete er die Entwicklung des Körper-Seele-Antagonismus und die damit verbundene negative Bewertung des Bauches wie auch der Lüste nach. Zwar lag der Ursprung dieser vom Christentum aufgenommenen und über Jahrhunderte vorherrschenden Vorstellung in der antiken griechischen Philosophie, doch gab es eine gewichtige Ausnahme. So war laut Epikur der Magen der Ursprung und die Wurzel alles Guten. Dass mittlerweile auch die moderne Wissenschaft bestätigt, dass den Impulsen des Nervus vagus, heißt dem Bauchgefühl durchaus zu vertrauen ist, schließt den großen zeitlichen Bogen.
Als offizieller Abschluss folgten ein zufriedenes Resümee von Markus M. Metka angesichts der überaus positiven Resonanz und Grußworte von Lechs Bürgermeister Ludwig Muxel sowie schließlich der schon traditionelle Arlberg Brunch als höchst stimmiger Ausklang des Symposiums.
Weitere Informationen unter www.medicinicum.at
Pressemeldung als WORD Dokument: Medicinicum Lech 2018_PM 5_09.07.18
Kommentar hinterlassen
Wollen Sie an der Diskussion teilnehmen?