Presseaussendung inkl. Biographie Peter Bieri
Den renommierten Essay-Preis Tractatus erhält 2014 der bedeutende Schweizer Philosoph und Romancier Peter Bieri exemplarisch für sein beispielgebendes Werk „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde“.
Seit der erstmaligen Verleihung 2009 gibt der hochdotierte Tractatus verlässlich Auskunft über herausragende Publikationen und gilt als eine der renommiertesten Auszeichnungen im Bereich der philosophischen Essayistik. Zur illustren Runde der bisherigen Preisträger gesellt sich heuer der bekannte Schweizer Philosoph Peter Bieri. Mit seinem exemplarisch prämierten Buch „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde“ gelang ihm ein Meisterwerk lebenspraktischer Philosophie, eine ebenso tiefgründige wie argumentativ transparente, so wachrüttelnde wie fesselnde Lektüre.
Die Verleihung des Tractatus, alljährlich ein Höhepunkt beim Philosophicum Lech, versteht sich als bedeutender Beitrag zur verstärkten Wahrnehmung und Würdigung des facettenreichen Feldes philosophisch-kulturwissenschaftlicher Essayistik. Dank privater Sponsoren mit 25.000 Euro dotiert, wird der Preis für Publikationen vergeben, „die insbesondere durch die Originalität des Denkansatzes, sprachliche Gestaltung und Relevanz des Themas ein herausragendes Beispiel in diesem Bereich sind“, so der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech, Konrad Paul Liessmann. Nicht nur in diesem Sinne richtungsweisend, gewinnt der Tractatus anhaltend an Bedeutung und Renommee.
Letzteres zeigt sich an der illustren Reihe der bisherigen Preisträger und spiegelt sich in der auch heuer wieder beeindruckenden, thematisch vielfältigen Shortlist an exzellenten Publikationen (siehe http://archiv.si-kommunikation.com/tractatus-2014-bekanntgabe-der-shortlist/). Angesichts der Qualität der Arbeiten fiel der prominent besetzten Jury – bestehend aus der Philosophin Ursula Pia Jauch (CH), dem Philosophen und Sachbuchautor Rüdiger Safranski (D) sowie dem Kulturpublizisten und Philosophen Franz Schuh (A) – die Wahl nicht leicht, doch nach eingehender Diskussion einhellig auf ein brillantes, in bestem Sinne beispielgebendes Buch des Schweizer Philosophen Peter Bieri.
Mit „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde“ legte Peter Bieri eine von Kritik wie Leserschaft stark beachtete philosophische Abhandlung vor, die ebenso aufhellend wie fesselnd ist. Wie im Titel bereits deutlich wird, durchleuchtet er den zwar oft beschworenen, doch meist abstrakt bleibenden Begriff der Würde auf seine lebenspraktische Bedeutung hin, veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele aus dem Leben und der Literatur dessen vielseitige Aspekte und überprüft seinen Gehalt, womit er diesem zugleich einen solchen verleiht. Ein Lesevergnügen und Meisterwerk. Das bisher persönlichste Buch des Erfolgsautors, wie er in einem Interview anmerkte.
Hinsichtlich des für Bieri durchaus typischen Einklangs von tiefgründiger philosophischer Reflexion und klarer, allgemein verständlicher Argumentation und Sprache kommt ihm nicht zuletzt seine zweite Leidenschaft, das Verfassen von Romanen zugute. Unter dem Pseudonym Pascal Mercier auch in diesem Metier sehr erfolgreich – man denke an seinen 2004 veröffentlichten, letztes Jahr verfilmten Bestseller „Nachtzug nach Lissabon“ – scheint er geradezu prädestiniert für Essayistik.
Dazu Franz Schuh in der Jury-Begründung: Schon der Titel des Buches von Peter Bieri enthält wesentliche Thesen: Dass man den Begriff der Würde nicht erschöpfend auslegen kann und dass man sie am besten als eine Art zu leben versteht. Die menschliche Würde existiert hauptsächlich, so lernt man es von Bieri, im Zusammenhang vielfältiger Anforderungen an unser Dasein. Selbst ein veritabler Schriftsteller auch auf literarische Werke verweisend, gelingt es ihm, die Vielfalt der Daseinsweisen, die für die Würde konstitutiv sind, anschaulich zu machen. Als ein philosophischer Essayist in der Nachfolge Montaignes ist Peter Bieri ein würdiger Preisträger des Tractatus 2014.
Die feierliche Verleihung des Tractatus findet am 19. September um 21:00 Uhr im Rahmen des Philosophicum Lech statt, das sich dieses Jahr dem Thema „Schuld und Sühne“ widmet und mit dem Untertitel „Nach dem Ende der Verantwortung“ wieder reichlich Diskussionsstoff bieten wird. Wie stets garantieren renommierte Referenten und die Einbeziehung des Publikums für eine so hochkarätige wie spannende Veranstaltung vom 17. bis 21. 09. 2014. Längst als herausragender Ort intellektueller Auseinandersetzung und Begegnung etabliert, stößt die transdisziplinäre Tagung auch heuer auf ein derart starkes Interesse, dass drei von fünf Tagen bereits ausgebucht sind.
„So leid es mir einerseits für diejenigen tut, deren Anmeldung wir nur mehr auf der Warteliste berücksichtigen können, so sehr freut mich andererseits der enorme Andrang, da er wohl am deutlichsten den großen Erfolg, die hohe internationale Reputation und starke Strahlkraft des Philosophicum Lech dokumentiert“, so Ludwig Muxel. In seiner Funktion als Bürgermeister als auch im Namen des Vereins Philosophicum Lech wünscht er allen Teilnehmern ebenso anregende wie angenehme Tage in der herrlichen Bergwelt, dem einzigartigen Ambiente von Lech – und gratuliert nicht zuletzt sehr herzlich dem diesjährigen Preisträger des Tractatus Peter Bieri.
Weitere Informationen unter www.philosophicum.com.
Zu Biografie und Werk von Peter Bieri:
1944 in Bern geboren, wo er seine Kindheit und Schulzeit verbrachte, nahm Peter Bieri 1963 ein Studium der Indologie und Anglistik in London auf und wechselte im Jahr darauf nach Heidelberg, wo er zusätzlich die Fächer Philosophie und Klassische Philologie belegte. 1971 promovierter er im Fach Philosophie mit einer Arbeit zum Thema „Zeit und Zeiterfahrung“.
In seiner Assistenzzeit folgten Forschungsaufenthalte in Berkeley und Harvard, wo er sich intensiv mit der analytischen Philosophie beschäftigte.
Nach seiner Habilitation 1981 in Heidelberg trat er 1983 seine erste Professur in Bielefeld an, der weitere in Hamburg und Marburg folgten, bevor er 1993 in der Nachfolge von Ernst Tugendhat den Lehrstuhl für Sprachphilosophie und Analytische Philosophie an der Freien Universität Berlin übernahm. 2007 emeritierte er vorzeitig.
Peter Bieri war Mitbegründer des DFG-Forschungsschwerpunktes „Kognition und Gehirn“. Mit den Schwerpunkten Philosophische Psychologie, Erkenntnistheorie und Moralphilosophie schlagen seine Forschungen und Schriften, so der Tenor, u. a. eine Brücke zwischen der angelsächsischen analytischen Schule und der kontinentalen Tradition der Bewusstseinsphilosophie.
Bereits in seinem 2001 erschienenen, vielbeachteten Werk „Das Handwerk der Freiheit“, das um die Frage der Willensfreiheit kreist, stellte er Bezüge zur Literatur und zum alltäglichen Leben her. Bieri bindet philosophische Reflexion an die lebensweltliche Erfahrung und war aufgrund seiner Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in größtmöglicher Klarheit darzustellen und engagiert zu diskutieren höchst beliebt bei den Studierenden wie auch erfolgreich mit philosophischen Schriften.
Parallel zu diesen veröffentlichte Bieri ab den Neunzigerjahren unter dem Pseudonym Pascal Mercier Romane, so „Perlmanns Schweigen“ (1995), „Der Klavierstimmer“ (1998) und schließlich den in 32 Sprachen übersetzten Bestseller „Nachtzug nach Lissabon“ (2004), dessen Verfilmung letztes Jahr bei der Berlinale Premiere feierte, sowie zuletzt die berührende Novelle „Lea“ (2007).
Als Philosoph wie auch als Romancier hochgeschätzt, gelang Peter Bieri mit „Eine Art zu leben“ ein außerordentlicher philosophischer Essay, der von der Kritik als „eine Einladung zum selbstständigen Nachdenken“ (NZZ), „ein Lesevergnügen der tieferen Art“ (Die Zeit), „geradezu befreiend“ (FAZ) oder „brillantes Stück Lebensphilosophie“ (FR) gefeiert wurde. „Philosophie, wie ich sie verstehe, ist der Versuch, begriffliches Licht in wichtige Erfahrungen des menschlichen Lebens zu bringen“, so Bieri einleitend im Editorial. Genau dies ist ihm auf faszinierende Art und Weise gelungen.
Peter Bieri: Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde
Carl Hanser Verlag, München. Erscheinungsdatum: 26. 08. 2013
Fester Einband, 384 Seiten
ISBN 978-3-446-24349-1
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